Planetenkinder: ein astrologisches Bildmotiv in Spätmittelalter und Renaissance

Dieses Buch ist meine Dissertation und ich stelle sie gerne zum kostenlosen Download bereit (aus Copyright-Gründen jedoch ohne die rund 600 Bilder).

Das Thema ist sehr spannend: – Bis zum Mittelalter wurden nur religiöse Themen in Büchern behandelt. Zu den ersten paganen Bildern, die im Spätmittelalter produziert und rezipiert wurden, gehörte dann ausgerechnet ein astrologisches Thema: die sogenannten Planetenkinder.

Während der rund 200 Jahre ihres hauptsächlichen Auftretens, bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, erreichten sie eine enorme Popularität.

Im Weltbild des Mittelalters und der frühen Neuzeit war jeder Mensch von dem Gestirn geprägt, unter dessen Einfluss er geboren wurde. Dieser Planet bestimmte, wie man körperlich und charakterlich beschaffen war, welchen Beruf man ausübte und welche gesellschaftliche Stellung man erwarten durfte. Der Geburtsmoment sorgte für eine lebenslange, familiäre Verbindung zum Gestirn, man wurde quasi zu dessen Kind.

Die Macht der Sterne zeichnet die Entwicklung
●    von der ersten Erwähnung der Planetenkinder in Schriftquellen,
●    über die Herausbildung eines relativ stabilen ikonografischen Kanons in verschiedenen Medien,
●    funktionsgebundene Variationen bis zum Aufgehen in anderen Bildgattungen nach.

Die zumeist siebenteiligen Zyklen stellen sich als Teil eines weit ausgebauten Beziehungsgefüges und Verweissystems dar, in dem sich das jeweilige gesellschaftliche Bild der Zeit spiegelt.

Die Darstellungen dokumentieren zudem zentrale Entwicklungen des individuellen Denkens bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Sie zeigen, wie das jeweils aktuelle kosmologische Verständnis und Wissen einem breiten Publikum durch Bilder vermittelt werden konnte, wie dies mit dem religiösen Leben vereinbar war oder sich im Alltag niederschlug.

Planetenkinder-Darstellungen hatten im Verlauf ihrer Geschichte vielfältige Funktionen.

In ihnen manifestierte sich die Vorstellung einer Einheit der Dinge in zahlreichen Analogien. Gezielt eingesetzt wurden die Bilder zur
●    Markierung sozialer Aufstiege,
●    politischer Interessen und
●    der Reklamation von Machtansprüchen sowie
●    der Repräsentation von Einfluss bzw. Verherrlichung von Auftraggebern.

Die Bilder zeigen philosophische Diskurse auf, verweisen auf konkrete historische Ereignisse und bewerten diese.

-⟩ Download als PDF (edoc Humboldt-Universität zu Berlin)

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